Piraterielage – Westafrika/Golf von Guinea (Stand Dezember 2015)
Mit 23 Fällen in den ersten 9 Monaten des Jahres 2015 gegenüber 33 Fällen im gleichen Zeitraum des Vorjahres sind auch im Golf von Guinea rückläufige Fallzahlen zu verzeichnen. Schwerpunkt sind hier die Gewässer vor Nigeria und das Nigerdelta.
Im Seegebiet vor Westafrika sind verschiedene Gruppierungen mit unterschiedlichem Täterverhalten aktiv. Neben mehrtägigen Entführungen von Tankschiffen zwecks Ladungsdiebstahls kommt es auch zu Entführungen ausländischer Besatzungsmitglieder, zumeist Offiziere, sowie zu "klassischen" Raubüberfällen.
Die überwiegend aus Nigeria stammenden Piraten zeichnen sich durch eine hohe Gewaltbereitschaft aus. Sie verfügen über Schnellboote und in Einzelfällen technisch hochwertige Ausrüstung. Zudem besitzen sie offensichtlich Informationen zu anlaufenden Fahrzeugen und vereinbarten Positionen von so genannten Ship-to-Ship-Operationen.
Verhaltensempfehlung
Das NATO Shipping Centre hat, zusammen mit BIMCO, INTERCARGO und INTERTANCO eine vorläufige Richtlinie, so genannte "Interim Guidelines", für den Golf von Guinea veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um Richtlinien, die ähnlich wie die "Best Management Practices" (BMP) im Golf von Aden mögliche Abwehrmaßnahmen und Verhaltensregeln zur Vermeidung und Bewältigung von Piratenangriffen in diesem Seegebiet beschreiben. Das Dokument sollte in Verbindung mit den aktuellen BMP genutzt werden.
Best Management Practices 5 (BMP5)
MDAT GoG
Oil Companies International Marine Forum (OCIMF) hat kürzlich das ehemalige Maritime Trade Information Sharing Center - Gulf of Guinea durch das neu entstandene "Maritime Domain Awareness for Trade - Gulf of Guinea (MDAT -GoG" ersetzt.
Nach einer Pilotprojekt-Phase mit dem Ziel, ein neues virtuelles Netzwerk für eine substantiierte Berichterstattung über Vorfälle im Golf von Guinea sicherzustellen, gründete OCIMF eine neue Organisation mit Sitz in Portsmouth (England) und Brest (Frankreich).
Dabei greift sie auf die langjährigen Erfahrungen der britischen und französischen Marine zurück. Die so entstandenen Berichte können beim UK Hydrographic Office (UKHO) und beim Service Hydrographique et Océanographique de la Marine (SHOM) eingesehen werden.
Sonstige Hinweise
Die Bundespolizei veröffentlicht vierteljährlich einen Pirateriebericht, der ausführliche und aktuelle Informationen zur weltweiten Piraterielage beinhaltet.
Pirateriebericht 4. Quartal 2023
Die Grundlage des Berichts bilden die statistischen Zahlen des vom International Maritime Bureau (IMB) des International Chamber of Commerce (ICC) eingerichteten Piracy Reporting Centre (PRC) in Kuala Lumpur. Die durch das PRC veröffentlichten Fallzahlen werden international als Referenzzahlen für Pirateriesachverhalte anerkannt. (http://www.icc-ccs.org/piracy-reporting-centre)